
Gestern/Heute gesehen: „The ABCs of Death“ (2013) von mehreren Regisseuren.
Kurzreview
„Madame? Entschuldigen Sie bitte. Sie sind fett, Madame, da sollten Sie was gegen tun.“
„Gas stieg auf – oder ist dieses schwarze Gas … ein Furz aus dem Arsch Gottes?“
„Da ist dieser alte Mann, der sitzt im Rollstuhl, er ist 'n böser alter Mann, und eigentlich will ihn niemand mehr und braucht ihn niemand mehr – also W wie »Weg damit!«.“
26 verschiedene Regisseure, 26 mehr oder weniger komplett abgedrehte Kurzfilme über den Tod. Es geht um Slapstick-Humor, Fäkalien, Brüste, eine Menge Blut und noch mehr dicke Hupen. Ein paar der Filmchen schneiden gesellschaftskritische Themen an, jedoch nicht sonderlich feinfühlig, eher wird mit dem Holzhammer darauf eingedroschen. Der Zuschauer darf mitraten, welche Todesart nun gezeigt wird, denn das Wort zum Buchstaben wird erst hinterher offenbart.
Eine vollständige Analyse und Bewertung jedes Kurzfilms würde hier den Ra(h)men sprengen, wie C4 in der Suppenfabrik (danke, Diener Danken). Darum folgen ein paar Sätze zu den eindrucksvollsten Buchstaben.
C wie Cycle (Kreislauf): Kreative Umsetzung einer endlosen Schleife, ganz schlicht, aber effizient im privaten Garten gefilmt. Durch Zeitsprünge spannend und knackig gehalten.
F wie Fart (Furzen): Völlig durchgeknallter und unblutiger Japano-„Fun“, bei dem unter anderem ein Schulmädchen in den Hintern ihrer Lehrerin gesogen wird und darin mit ihr heftig abfurzt. Für mich der ekligste Buchstabe.
H wie Hydro-Electric Diffusion (Wasserstoff-Diffusion): Eine Bulldogge im britischen Fliegeranzug sitzt an einem Bartisch, vermutlich eine recht clevere Anspielung an die „Dogfight“ genannten Luftkämpfe, bei denen Mörder (Soldaten) in Kriegen feindliche Flieger abschießen. Eine anthropomorphe Füchsin strippt auf der Bühne, stellt sich aber als Nazi heraus. Sehr komödiantisch inszeniert, enthält ein paar nette Effekte mit hervortretenden Augen am langen Stielen und einem schmelzenden Gesicht. Was für ein Zufall, dass mein letzter Film „Jäger des verlorenen Schatzes“ war.
J wie Jidai-Geki (Samuraifilm): Verrückte praktische Gesichtsanimationen, mal mit sehr kleiner Schnute oder Augen, die aus den Nasenlöchern kommen. Der Mann begeht in einem hübschen japanischen Tempel Seppuku, woraufhin ihm traditionsbewusst der Kopf mit dem Katana abgehackt wird. Ganz nett, aber ich bin unsicher, was der Großteil zu bedeuten hat.
L wie Libido: Kranke sexuelle Scheiße, vielleicht in Anlehnung an „Die 120 Tage von Sodom“, zum Glück aber ohne die Exkremente. Zwei Männer sitzen gefesselt vor anonymem Publikum – reiche, maskierte Leute wie bei Squid Game – und müssen um die Wette wiggsne. Ein netter Durchbohrungs-Kill wartet auf den Verlierer. Runde um Runde wird es schwerer, erst steht eine ansehnliche Dame mit prallen Eutern vor ihnen, später eine Amputierte, doch zuletzt ein (natürlich angezogenes) Kind mit einem fetten Asiaten, welche abseits der Kamera Verkehr suggerieren! Trotz des morbiden Inhalts eine recht gute Produktion mit hoher Qualität, wobei der Film harmloser ist, als man nach meiner Beschreibung vermuten würde.
M wie Miscarriage (Fehlgeburt): Eine Frau will ihre verstopfte Toilette mit einem Pömpel reinigen – weshalb sie verstopft ist, könnt ihr euch denken. Sehr kurz und netterweise nicht gerade explizit dargestellt.
O wie Orgasm (Orgasmus): Experimentell und nur in extremen Nahaufnahmen gefilmt, ständig wechselnde Farben verhelfen diesem Kurzfilm zu einer eindrucksvollen Erfahrung. Nur verstehe ich nicht, was er in ABCs of Death zu suchen hat, weder Tod, Blut noch Brüste sind sichtbar, nur eine grobe BDSM-Anspielung mit Lederriemen und -Handschuhen. Visuell aber eine der besten Episoden.
P wie Pressure (Druck): Fast bis zum Schluss dachte ich, der Buchstabe würde für Poverty (Armut) stehen, da schwarze Kinder in sehr ärmlichen Verhältnisses und einer kleinen Behausung zu sehen sind. Doch tatsächlich geht es um die Mutter, die aus Geldnot vor der Kamera süße Babykatzen mit Highheels zertritt. Doch keine Angst, absolut nichts davon ist im Bild zu sehen, auch nicht das Resultat. Eher langweiliger Buchstabe ohne irgendwelche Effekte, wobei er immerhin ein reales Thema kritisiert, denn echte Aufnahmen ebendieser Tat existieren durchaus auf der Welt (würde ich mir aber niemals anschauen).
Q wie Quack (Quaken): Ist ganz lustig, aber mehr auch nicht. Die Regisseure durchbrechen die Vierte Wand, indem sie beratschlagen, welches Wort sie mit dem geringen Budget und dem Buchstaben Q als Kurzfilm umsetzen können.
R wie Removed (Beseitigt): Heftige Effekte, einem Patienten werden Hautlappen aus dem Rücken geschnitten, das passiert wohl schon so lange, dass sich überall eiterige Krusten und eine Lederstruktur gebildet hat. Könnte sein, dass Kuh- oder Schweinehaut zum Filmen genutzt wurde? Jedenfalls ist irgendeine Art von Filmstreifen unter der Haut, ich glaube, die werden dort irgendwie eingelagert, um sie einem kranken Publikum als Kunstprojekt oder so ähnlich zu zeigen.
S wie Speed: Zwei bekleidete – muss man bei diesen Filmchen extra erwähnen – schwarzhaarige Damen flüchten vor dem Tod in Person. Die zwei Hauptdarsteller erinnern mich irgendwie sehr an die wechselnde weibliche Besetzung von Welle: Erdball. Der amateurhafte Actionfilmstil weckt ebenfalls Assoziationen mit deren Film „Operation: Zeitsturm“. Doch es stellt sich heraus, all das war nur ein Drogentrip mit echt düsterem Ende in der realen Welt.
T wie Toilet (Toilette): Außerordentlich brillante Stop-Motion-Animation mit Knete, in der eine brutale Geschichte um eine Familie mit Kind und einem menschenfressenden Monsterklo erzählt wird. Ebenfalls ein bedrückendes Ende, trotz des Humorgehalts.
U wie Unearthed (ausgegraben): Komplett mit POV-Shots erzählter Zombiekurzfilm, bei dem der Zuschauer in die Rolle des Ausgegrabenen schlüpft. Bemerkenswert und lustig ist der Priester bzw. Pfarrer, der in bester Exorzist-Manier dem Untoten einen dicken Nagel einhämmert, während er keuchend das Vaterunser aufsagt.
V wie Vagitus (der Schrei eines Neugeborenen): Erwartet nicht zu viel bei diesem Titel, eigentlich ist es nur eine hektisch geschnittene Sci-Fi-Szenenansammlung mit schlechten CGI-Effekten und seltsam wechselndem Bildformat. Die Story ist dabei relativ interessant für die kurze Laufzeit.
W wie WTF! (Was zum Teufel …): Dasselbe wie Q, eine Truppe Filmemacher reden über das Erstellen eines Kurzfilms zum Buchstaben W. Dann gibt es bunte Chemtrails (Kodensstreifen) am Himmel und Zombie-Clowns fallen über das Team her. Kurz blutig, sonst aber nette Einfälle mit Wortvorschlägen und dazugehörigen komödiantischen Einspielern.
X wie XXL: Ein Fettschwabbel auf zwei Beinen – Pardon – eine beleibte Frau sieht sich im Alltag allerlei Anfeindungen ausgesetzt und beschließt nach einer Fressattacke zu Hause, sich den überschüssigen Fettbehang brutal mit dem Messer abzusäbeln. Extrem blutig, mit hineingeschnittenen Werbefilmchen eines dünnen Models und dadurch natürlich aufgeladen mit Sozialkritik, wenngleich diese eher per Holzhammermethode geäußert wird.
Y wie Youngbuck (Jungbock): Ein Pedo-Hausmeister an einer Schule begafft die Jungs in der Sporthalle und leckt nach Unterrichtsende den tropfnassen Schweiß von der Bank, bekommt aber schnell seine „gerechte“ Strafe von einem der Schüler. Für mich der zweitekligste Buchstabe, wenigstens wird man hier mit guter Synthpop-Mucke etwas entschädigt.
Z wie Zetsumetsu (Auslöschung): Wohl das verwirrendste Kapitel, natürlich japanisch. Zwei nackte Mädels kämpfen miteinander, eine hat einen gigantischen Gummi-Schwengel mit Klinge dabei, die andere schlägt mit ihren Fäusten auf je eine Brust ein und bouncet dann vom Rückstoß zurück. Eine Reihe ebenfalls splitternackter Männer mit Schrumpelnillen bereitet Sushi unter der Pistolengewalt des ersten Mädels, einem Nazi-Girl, zu. Ja, schon wieder irgendwas mit Nazis, daziwschen ein seltsamer Japaner im Rollstuhl, der wirres Zeug über Japan, Amerika und den Zweiten Weltkrieg faselt. All das ist untermalt von netter Synthpop-Musik. Insgesamt durch die klasse Inszenierung doch ganz unterhaltsam, wenngleich etwas verstörend, so als Rausschmeißer in dieser Kurzfilmsammlung.
Puh, das nenne ich mal eine „Kurzreview“. Bis dann.
Gesehene Fassung: Uncut Blu-ray mit deutscher Synchro
Cover
Screenshots
Alle meine Screenshots gibt es hier, stöbert gerne mal durch:
